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10. September 2021

Stellungnahme zum Vortrag von Prof. Dr. Stefan Dollinger, 25.8.2021

For the statement in English please follow this link.

Am 25.8.2021 hat Stefan Dollinger, Professor am Department of English Language and Literatures an der University of British Columbia (Vancouver), einen Vortrag beim Netzwerk “Austrian Scientists & Scholars in North America” (ASCINA) gehalten mit dem Titel: “Österreichisches Deutsch oder Deutsch in Österreich? Über einen Problemfall, seit 1848, der Wissenschaftsgeschichte”.

In diesem Vortrag wurden (unter anderem) der vom FWF finanzierte Spezialforschungsbereich (SFB) “Deutsch in Österreich. Variation – Kontakt – Perzeption”, das von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geförderte Langzeitprojekt “Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich (WBÖ)”, die Österreichische Akademie der Wissenschaften als solche  sowie zahlreiche Kolleginnen und Kollegen der (nicht nur) österreichischen Germanistik auf höchst unwissenschaftliche und populistische Weise diffamiert. Grundlegende Prinzipien der wissenschaftlichen Standards wurden im Vortrag nicht gewahrt, indem durch fehlende Referenz auf Forschungsquellen argumentiert wurde sowie Forschungsgegenstände und Projekte undifferenziert vermischt, ahistorische Verbindungen hergestellt und gehäuft falsche Behauptungen zu den Forschungsprojekten, Publikationen und Forschungspositionen der germanistischen Kolleginnen und Kollegen verbreitet wurden.

Wir distanzieren uns von den unzutreffenden Darstellungen im Vortrag und verwahren uns mit aller Deutlichkeit gegen die erhobenen Vorwürfe. 

Zu Dollingers Ausführungen zum FWF-Spezialforschungsbereich F 60 „Deutsch in Österreich. Variation – Kontakt – Perzeption“ stellen wir Folgendes richtig.

  1. Die Bezeichnung „Deutsch in Österreich“ ist kein Import aus Deutschland („seit 2010“), sondern greift eine Formulierung auf, die in der österreichischen Germanistik seit Jahrzehnten verwendet wird (z.B. Reiffenstein 1983, Muhr 1987, Scheuringer 1996).
  2. Die Bezeichnung und das Konstrukt eines „One Standard German Axiom“ stammen von Dollinger (2019). Es ist festzuhalten, dass ein solches Axiom nicht – wie Dollinger es darstellt – der sprachpolitischen Grundhaltung und wissenschaftlichen Überzeugung der am SFB F 60 Mitarbeitenden und Forschenden entspricht. Mit einer derartigen Grundannahme hätte der Antrag auf Förderung des SFB den aufwändigen mehrteiligen internationalen Begutachtungsprozess des FWF – samt Zwischenevaluierung – gewiss nicht passiert. (Zum hochkompetitiven und internationalen Auswahlverfahren des Forschungsprogramms „Spezialforschungsbereich (SFB)“ des FWF siehe https://www.fwf.ac.at/fileadmin/files/Dokumente/Downloads/sfb-abweichungen.pdf.)
  3. Beim SFB F 60 „Deutsch in Österreich“ und dem „Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich (WBÖ)“ handelt sich um zwei verschiedene Projekte. Der SFB F 60 hat sich nicht des Projekts WBÖ „angenommen“ – und könnte dies schon formal nicht.        

Weiters verwahrt sich der SFB F 60 entschieden gegen den geäußerten Vorwurf, die „Theorie“ des SFB könne als „deutschnational“ gesehen werden.

Zu den vielfältigen und differenzierten Forschungspositionen des SFB-Teams „Deutsch in Österreich. Variation – Kontakt – Perzeption“ seiner insgesamt 32 Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, darunter insgesamt 27 Prae-&Postdocs und 5 ProfessorInnen, sowie seiner 31 kooptierten und assoziierten ExpertInnen aus dem In- und Ausland sei auf die Webseite des SFB verwiesen, wo sämtliche Forschungsergebnisse – Publikationen, Veranstaltungen, Presseaktivitäten u. a. – des SFB aufgeführt werden: https://dioe.at.

Zu Dollingers Ausführungen zum ÖAW-Langzeitprojekt „Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich (WBÖ)“ stellen wir Folgendes richtig:

Auch dem WBÖ unterstellt Dollinger „profound deutsch-national and historical Nazi roots“, die er insbesondere mit der Person Eberhard Kranzmayers (1897–1975) in Verbindung bringt. Die Gründung des WBÖ erfolgte im Jahr 1913, Kranzmayer hatte die Leitung des Projekts zwischen 1967 und 1975 inne. Die WBÖ-Redaktion ist sich der historischen Verantwortung bewusst und verwahrt sich entschieden gegen den Vorwurf der unreflektierten Tradierung nationalsozialistischen Gedankenguts. Kranzmayers Biographie und wissenschaftshistorische Rolle wurde bereits mehrfach aufgearbeitet und steht auch im Zentrum aktueller wissenschaftshistorischer Projekte des WBÖ-Kontexts (und darüber hinaus).

Zum nach internationalen Standards regelmäßig evaluierten Langzeitprojekt „Wörterbuch der bairischen Mundarten (WBÖ)“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, zu seinem internationalen Beirat und seinen kooptierten Expertinnen und Experten, seinen Forschungsergebnissen und seinen Satellitenprojekten (auch zu wissenschaftshistorischen Aspekten) sei weiters auf die Projektseiten des WBÖ verwiesen: https://www.oeaw.ac.at/acdh/sprachwissenschaft/projekte/wboe

Zu den hohen und internationalen Qualitätsstandards der Österreichischen Akademie der Wissenschaften siehe: https://www.oeaw.ac.at/forschung/forschung-an-der-oeaw

Zum Langzeitforschungsprogramm der Österreichischen Akademie der Wissenschaften siehe: https://www.oeaw.ac.at/forschung/institute/langzeitforschungsprogramm

 

Dieses Schreiben unterstützen die folgenden Personen und Gruppen:

  • das Konsortium des SFB “Deutsch in Österreich. Variation – Kontakt – Perzeption” (FWF F60): Prof. Dr. Alexandra N. Lenz (Universität Wien/Österreichische Akademie der Wissenschaften), Prof. Dr. Stephan Elspaß (Universität Salzburg), Prof. Dr. Gerhard Budin (Universität Wien), Prof. Dr. Stefan Michael Newerkla (Universität Wien), Prof. Dr. Arne Ziegler (Universität Graz)
  • ProjektmitarbeiterInnen, Kooptierte und Assoziierte des SFB “Deutsch in Österreich. Variation – Kontakt – Perzeption” (FWF F60): Mag. Ludwig M. Breuer (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Hans Christian Breuer (Universität Wien), Prof. Dr. Lars Bülow (Universität Wien), Dr. Amelie Dorn (Universität Wien), Mag. Stefanie Edler (Universität Graz), Prof. Dr. Andrea Ender (Universität Salzburg), Mag. Johanna Fanta-Jende (Universität Wien), Ann Kathrin Fischer, MA (Universität Graz), Marlene Hartinger, MA (Universität Salzburg), Kristina Herbert, MA (Universität Graz), Jan Höll, MA (Universität Wien), Dr. Irmtraud Kaiser (Universität Salzburg), Ass.-Prof. PD Dr. Emmerich Kelih (Universität Wien), Mag. Agnes Kim (Universität Wien), Mag. Wolfgang Koppensteiner (Universität Wien), Dr. Katharina Korecky-Kröll (Universität Wien), Jan Luttenberger, MA (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Teresa Monsberger, MA (Universität Graz), Dr. Konstantin Niehaus (Universität Salzburg), Dr. Georg Oberdorfer (Universität Marburg), Mag. Markus Pluschkovits (Universität Wien), Dr. Stefaniya Ptashnyk (Universität Wien), PD Dr. Michael Pucher (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Dragana Rakocevic, MA (Universität Graz), Ass.-Prof. Dr. Jutta Ransmayr (Universität Wien), Mag. Yvonne Rusch (Universität Salzburg), Dr. Elisabeth Scherr (Universität Graz), Maria Schinko, MA MA (Universität Wien), Ass.-Prof. Dr. Barbara Soukup (Universität Wien), Rita Stiglbauer, MA (Universität Wien), Rebecca Stocker, BA (Universität Wien), Mag. Florian Tavernier (Universität Wien), Dr. Tamás Tölgyesi (Universität Wien), Mag. Esther Topitz (Universität Wien), Gerrit Silvia Tscheru, MA (Universität Graz), Dr. Philip Vergeiner (Universität Salzburg), PD Dr. Martina Werner, M.A. (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Anja Wittibschlager, MA (Universität Wien), Theresa Ziegler, BA BA (Universität Wien)
  • der Wissenschaftlicher Beirat des SFB “Deutsch in Österreich. Variation - Kontakt - Perzeption” (FWF F60): Prof. Dr. Peter Auer (Universität Freiburg), Prof. Dr. Paul Kerswill (University of York), Prof. Nancy Niedzielski, Ph. D. (Rice University), Prof. Dr. Øystein Vangsnes (UiT - The Arctic University of Norway)
  • das Team des “Wörterbuchs der bairischen Mundarten in Österreich (WBÖ)”:
    Prof. Dr. Alexandra N. Lenz (Universität Wien/Österreichsiche Akademie der Wissenschaften), Dr. Angela Bergermayer (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Dr. Fabian Fleißner (Université de Neuchâtel), Mag. Andreas Gellan (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Moritz Großfurter (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Mag. David Gschösser (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Christina Hemetsberger, BA (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Dr. Barbara Piringer (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Stefanie Schöberl, MA (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Mag. Omar Siam (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Dr. Philipp Stöckle (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Manuela Stütz (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Sabine Wahl, MA (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Mag. Eva Marina Wahlmüller (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Patrick Zeitlhuber, MA (Österreichische Akademie der Wissenschaften)
  • der Wissenschaftlicher Beirat sowie kooptierte Expertinnen und Experten des “Wörterbuchs der bairischen Mundarten in Österreich (WBÖ)”: Prof. Dr. Peter Auer (Universität Freiburg), Prof. Dr. Hans Bickel (Universität Basel), Dr. Jakob Ebner (Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich), HRin Dr. Ingeborg Geyer (Österreichische Akademie der Wissenschaften), PD Dr. Manfred Glauninger (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Prof. Dr. Mechthild Habermann (Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Anthony Rowley (Bayerische Akademie der Wissenschaften), Prof. Dr. Peter Wiesinger (Österreichische Akademie der Wissenschaften)

 

Siehe in diesem Zusammenhang auch:

Gastkommentar von Prof. Dr. Christine Mannhalter, Vizepräsidentin des FWF (2010-2015) sowie interimistische Präsidentin des FWF (2015-2016): “Die falschen Behauptungen des Professor Muhr. Ja zur Kritik, aber diese muss auf nachvollziehbaren Quellen und Daten beruhen.” (https://www.diepresse.com/4827891/die-falschen-behauptungen-des-professor-muhr)

Richtigstellung des FWF zu Gastkommentar "Sprachforschung: Zurück ins 19. Jahrhundert …" in "Die Presse" vom 22.09.2015: https://www.fwf.ac.at/de/news-presse/news/nachricht/nid/20150923-2146/

 

Citation
DiÖ (2021): Stellungnahme zum Vortrag von Prof. Dr. Stefan Dollinger, 25.8.2021.
In: DiÖ-Online.
URL: https://www.dioe.at/en/article/3032
[Access: 16.04.2024]